Bau von WohnhäusernAnwohner des Kavala-Grundstücks in Lohmar protestieren gegen Baupläne

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Autos stehen an einer Straße.

Die Steinackerstraße ist ohnehin schon eng. Die Anwohnenden sorgen sich um die Schulwegsicherheit, wenn der Verkehr zunimmt.

Mehrere Wohnhäuser sollen an der Bundesstraße 484 entstehen. Anwohner protestieren weiter gegen die Baupläne.

Mit griechischer Küche lockte einst das Restaurant Kavala in Donrath, demnächst sollen auf dem Gelände an der Bundesstraße 484 mehrere Wohnhäuser entstehen. Rund 20 Anwohnerinnen und Anwohner haben sich zur „Interessengemeinschaft Steinackerstraße“ zusammengeschlossen und protestieren weiter gegen die Baupläne.

Drei Wohnhäuser und zehn Doppelhaushälften mit je drei Stockwerken will die Firma Thöne Hochbau aus Troisdorf-Altenrath auf dem Eckgrundstück zwischen Pappelallee und Steinackerstraße bauen. Michael Gießelbach, Soraya Teske und Reinhard Nickell wohnen in unmittelbarer Nähe.

Die Anwohner-Gemeinschaft ist der Ansicht, dass sich die geplanten Häuser nicht in die Umgebung einfügten. Teske begründet das so: „Als diese Gegend in den 80ern entstanden ist, wurden vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut. Die Kinder der Bewohner haben dann häufig in den Gärten gebaut. Mehrfamilienhäuser mit Staffelgeschoss passen nicht zu dieser Straße.“

Lohmarer Familien sorgen sich um die Schulwegsicherheit

Fünf Meter hinter dem Zaun, vor dem ein schmaler Gehsteig verläuft, sollen die neuen Wohneinheiten entstehen. Mit zehn Metern sollen sie nur wenig größer werden als das Haus der Gießelbachs. „Wir haben aber kein Flachdach“, entgegnet der Familienvater. Die geplante Bauweise mit dem etwas nach hinten gesetzten dritten Obergeschoss empfinden sie als zu hoch. Reinhard Nickell, dessen Schwiegermutter direkt auf die Häuser blicken wird, berichtet, diese fühle sich, „durch die Wand bedroht“.

Sie hätten nichts gegen eine Bebauung des Geländes. „Das ist genau das, was den Ansprüchen und Wünschen junger Familien entspricht. Wir sind ja aus dem gleichen Grund aufs Land gezogen und haben hier gebaut. Uns hätte das sicher auch gefallen“, sagt Teske. Doch nun lebten sie nun mal gegenüber. „Es muss eine Verdichtung stattfinden. Weniger Stockwerke, dafür breitere Häuser. Dafür müssten allerdings Wohneinheiten wegfallen“, argumentiert Gießelbach.

Weniger Häuser bedeuteten in ihren Augen auch weniger Verkehr. Die beiden Familien sorgen sich um die Schulwegsicherheit. Die Ausfahrt des Grundstücks wird zur Steinackerstraße hin liegen. „26 neue Wohneinheiten bedeuten 26 zusätzliche Autos, möglicher Besuch noch nicht eingerechnet.“

Bauamt der Stadt Lohmar entschied im August 2023 über Bauvoranfrage

Sie beklagen, dass Thöne Hochbau sie nicht in die Planung mit eingebunden habe. „Mit uns, die direkt gegenüber wohnen, haben sie nicht gesprochen. Stattdessen wollen sie auf einer kleinen Fläche so viel wie möglich bebauen“, sagt Gießelbach. Thöne habe einen Anstieg der Zinsen nach dem Kauf des Grundstücks einkalkulieren müssen. „Sie haben das unternehmerische Risiko unterschätzt – jetzt haben sie viel Geld verloren.“

Drei Menschen stehen auf einer Wiese.

Michael Gießelbach, Soraya Teske und Reinhard Nickell von der "Interessengemeinschaft Steinackerstraße" finden, dass die geplanten Häuser zu hoch werden.

Im August 2023 hatte das Bauamt der Stadt Lohmar über die Bauvoranfrage entschieden. Kurz darauf entdeckte Gießelbach Inserate auf einer Immobilienseite, die Wohnhäuser auf dem Kavala-Grundstück feilbot. Der Anbieter war jedoch nicht Thöne Hochbau, sondern der Massivhaus-Anbieter Helma.

Einige Monate später waren die Angebote verschwunden – und Helma meldete Insolvenz an. Für Gießelbach ist die Lage klar: „Thöne Hochbau hat versucht, mit einem Verkauf das schlechte Geschäft zu retten, denn als serieller Bauunternehmer, der ständig Fertighausteile verwendet, kann Helma billiger bauen“, sagt er. „Aber nicht mal die Politik hat von diesen Angeboten gewusst.“

Pläne für das Kavala-Gelände sind längst in trockenen Tüchern

David und Bernd Thöne von Thöne Hochbau beschwichtigen: „Die Firma Helma ist an uns herangetreten, weil sie sich vorstellen konnte, den Verkauf der Häuser für uns abzuwickeln. Für uns hätte das den Vorteil gehabt, dass wir uns mehr auf unser Bauprojekt in der Aggerstraße in Siegburg hätten konzentrieren können“, sagt Prokurist David Thöne. Kundinnen und Kunden hätten bei Thöne Hochbau weiter die Grundstück erwerben können, den Bau hätte Helma übernommen. Mit den Online-Inseraten habe Helma die Nachfrage sondieren wollen. „Es bestand aber kein Vertrag zwischen uns und Helma“, betont Thöne.

Mittlerweile sind die Pläne längst in trockenen Tüchern, eine Ratsmehrheit hat den geänderten Plänen zugestimmt. Die Baufirma will im Laufe des kommenden Jahres den Bauantrag einreichen. „Wir haben in den Ratssitzungen vorgesprochen und zumindest einen Teilerfolg errungen. Aber wir fragen uns, wie sich die Ecke langfristig entwickeln wird“, sagt Soraya Teske. Reinhard Nickell bringt die Ablehnung auf den Punkt: „Thöne Hochbau hätte damit rechnen müssen, hier nicht mit offenen Armen empfangen zu werden.“

Bernd Thöne weist das zurück: Man habe die Häuser so geplant, dass sich die Häuser in die Umgebung einfügten, das Rechtsgutachten der Stadt Lohmar bestätige das. „Auch wir waren in vielen Ratssitzungen anwesend, haben uns anschließend noch Zeit genommen, um offene Fragen zu klären. Wir können aber nicht bei jedem Einzelnen an der Haustür klingeln – ich finde, wir waren transparent.“

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