ErhaltungBesucher im Rhein-Erft-Kreis werfen beim Mühlentag einen Blick in die Vergangenheit

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Die Durchfahrholländer-Mühle in Grottenherten ist voll funktionstüchtig.

Die Durchfahrholländer-Mühle in Grottenherten ist voll funktionstüchtig. Hans-Willi Bickendorf und sein Team werden sie am Mühlentag für Besucher öffnen.

Im Rhein-Erft-Kreis beteiligen sich drei historische Mühlen am Aktionstag der „Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung“.

Dass jahrhundertealte Technik auch in unserer hochkomplexen und digitalen Welt begeistern kann, zeigt der alljährliche Deutsche Mühlentag. Am Pfingstmontag, 20. Mai, heißt es bereits zum 31. Mal „Glück zu!“ an zahlreichen historischen Wind- und Wassermühlen zwischen Nordsee und Alpen.

Der traditionelle Gruß der Müller geht auf die frühere Wanderschaft der Gesellen in dem Handwerk zurück, die das Glück von Mühle zu Mühle tragen sollten, um von Unwettern oder Bränden verschont zu bleiben. Denn Mühlen und ähnliche Anlagen, wie Hammerwerke und Wasserkraftanlagen, waren bis zum flächendeckenden Einsatz der Dampfmaschine im Laufe des 19. Jahrhunderts die einzigen sogenannten Kraftmaschinen, die den Menschen ihre schwere Arbeiten erleichterten.

Bedburger Mühle entstand als Kornmühle 

Der alljährliche Aktionstag der „Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung“ soll dafür sorgen, dass diese wichtigen und immer noch faszinierenden Zeugnisse der Kultur- und Technikgeschichte nicht in Vergessenheit geraten. Und so können sich Interessierte auch im Rheinland am kommenden Montag wieder ein Bild von der vielfältigen Nutzung dessen machen, was wir heute als „Regenerative Energien“ bezeichnen, der Wind- und Wasserkraft.

Im Rhein-Erft-Kreis beteiligen sich in diesem Jahr drei historische Mühlen am Aktionstag. Zwischen 11 und 17 Uhr kann zum Beispiel die Grottenhertener Windmühle in Bedburg in Aktion bewundert werden, vorausgesetzt es weht ausreichend Wind. Der heutige Besitzer Heinz-Willi Bickendorf ist der Sohn des letzten Müllermeisters, der noch bis in die 1970er-Jahre dort Getreide gemahlen hat.

In der Paffendorfer Mühle ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 fast noch vollständig erhalten.

In der Paffendorfer Mühle ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 fast noch vollständig erhalten.

Nach einer aufwendigen Restaurierung drehen sich heute wieder Flügel, Zahnräder und Mühlsteine des 1831 gebauten „Wallholländers“. Ebenfalls als Kornmühle entstand 1846 die Windmühle in Bergheim-Oberaußem. Allerdings durfte der „Turmholländer“ nur 60 Jahre seinen Dienst versehen und wurde schon 1906 stillgelegt.

Heute fehlen Flügel und Mahltechnik, doch der Pächter Albert Nicolin und andere Mühlenbegeisterte arbeiten seit fast 20 Jahren am Erhalt und an der Restaurierung des Backsteinbauwerks und bieten am Pfingstmontag Führungen für Besucher an. Insgesamt neun Wind- und 24 Wassermühlen gab es um 1860 im Altkreis Bergheim. Eine von ihnen war die Paffendorfer Mühle.

Die ehemalige Wassermühle stand historischen Aufzeichnungen zufolge bereits im Mittelalter, im Jahr 1339, an der Mühlenerft, und war in ihrer langen Geschichte bis zur endgültigen Stilllegung 1980 nicht nur Kornmühle, sondern auch Säge-, Schleif- und Papiermühle. Das „Baudenkmal NRW“ ist zwar heute nicht mehr funktionstüchtig, das technische „Innenleben“ aus der Zeit um 1900 ist aber noch fast vollständig erhalten.

Wie genau die Mühle funktionierte, erklärt am Aktionstag Eigentümerin Dagmar Heß-Graf. Das Programm mit weiteren Informationen zu den Mühlen und Aktionen vor Ort kann im Internet heruntergeladen werden. 

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