Hospizwohnung für ObdachloseKölner Stiftung engagiert sich für ein Lebensende in Würde

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Foto eines Obdachlosen, der vor wenigen Wochen auf der Straße starb, eingerahmt von Teelichtern und Stoffpuppen

Der Obdachlose Marcel starb vor wenigen Wochen vor der Kirche St. Maternus in Rodenkirchen.

Die Kölner Pace-e-Bene-Stiftung tut sich für ein Projekt mit der Bethe-Stiftung zusammen. 

Zum Beispiel Marcel. Der 42-Jährige starb vor wenigen Wochen vor der Kirche St. Maternus in Rodenkirchen, draußen, allein. In der Gubbio-Kirche in der Ulrichgasse, Ort der katholischen Obdachlosen-Seelsorge, steht ein Bild von Marcel auf dem Steinboden vor dem Altar. Es ist umgeben von Teelichtern und Stoffpuppen. 

Oder Gigi. Schwerstkrank, von Menschen am Eigelstein notdürftig versorgt, der „auch einfach auf der Straße gestorben ist“, wie Schwester Christina Klein erzählt. „Ich begegne bei meiner Arbeit oft Menschen in einem desolaten Zustand, viele von ihnen sterben leider allein“, sagt die Obdachlosenseelsorgerin im Erzbistum Köln.

(von links) Kirsten Lange-Wittmann, Florian Bethe, Roswitha Bethe, Philipp Wittmann, Schwester Christina Klein, Rudger von Plettenberg

Zwei Stiftungen tun sich zusammen, um Obdachlosen zu helfen: (v.l.) Kirsten Lange-Wittmann, Florian Bethe, Roswitha Bethe, Philipp Wittmann, Schwester Christina Klein und Rudger von Plettenberg

Die Pace-e-Bene-Stiftung, gegründet im September 2023, hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Sie finanziert obdach- und wohnungslosen Menschen, die nur noch wenige Wochen oder Tage zu leben haben, Plätze im Hospiz. In diesen Tagen zum Beispiel einer Frau und einem Mann, beide ohne Krankenversicherung, die nach Operationen andernfalls ihre letzten Wochen auf der Straße verbringen müssten. Rund 500 Euro kostet ein Tag im Hospiz.

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Wir wollen einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass niemand in Köln mehr auf der Straße sterben muss
Philipp Wittmann, Stifter

Mittelfristig möchte die Stiftung, die sich unter dem Dach der Caritas-Stiftung gegründet hat, in der Kölner Innenstadt eine Wohnung mieten, die als Mini-Hospiz genutzt werden soll: Zwei todkranke Menschen sollen dort ständig versorgt werden können. „Wir sind in konkreten Verhandlungen, eine solche Sterbewohnung einzurichten“, sagte Philipp Wittmann, einer der Stifter, bei einer Pressekonferenz in der Gubbio-Kirche am Montag. Da es in Köln nicht ausreichend Pflegeplätze für Obdachlose ohne Krankenversicherung gebe, „wollen wir einen wichtigen Teil dazu beitragen, dass niemand mehr auf der Straße sterben muss“.

In der Kirche stellt die Pace-e-Bene-Stiftung an diesem Vormittag eine Kooperation mit der Bethe-Stiftung von Roswitha und Erich Bethe vor: Die Bethe-Stiftung wird alle Spenden zugunsten eines Obdachlosenhospizes bis zu 20.000 Euro verdoppeln – für alle Spenden bis zu 2000 Euro legt das Stifterpaar den gleichen Betrag drauf. Bei höheren Spenden wird ebenfalls um 2000 Euro aufgestockt. Gespendet werden kann bis zum 23. Juli. „In den meisten Fällen reichen drei oder vier Wochen aus, um den Betrag zusammenzubekommen“, sagt Florian Bethe, Sohn des Stifterpaares und ebenfalls im Vorstand der Familienfundation.

Als ich erfahren habe, dass in Köln viele Menschen auf der Straße sterben, habe ich mich geschämt. Das sind untragbare Zustände
Roswitha Bethe

Mit der Verdopplungsidee, die schon für zahlreiche Projekte zum Tragen kam, „wollen wir möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen bewegen“, sagte Roswitha Bethe. Als sie erfahren habe, dass in Köln immer wieder Menschen auf der Straße sterben, „habe ich mich geschämt“, sagte sie. „Das sind untragbare Zustände.“ 

Das Thema Obdachlosigkeit hat die Bethe-Stiftung vor einigen Jahren ins Visier genommen. Gegründet hat das Paar aus Bergisch Gladbach seine Stiftung 1996 mit den Förderschwerpunkten Kinderschutz und Kinderhospize. Zudem hat sie Fahrten von mehr als 40.000 Jugendlichen nach Auschwitz gefördert. „Wenn es demnächst wieder darum geht, neue Mittel für die Sterbebegleitung für Obdachlose zu beschaffen, werden wir wieder mit dabei sein“, kündigte Florian Bethe an.

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